SABRINA.

Sabrinas größter Traum ist es, erfolgreiche Balletttänzerin zu sein und vom Tanzen leben zu können. Dafür kämpft sie schon ihr Leben lang. Ein einfacher Weg ist das keineswegs. Mit 12 wird sie von einer Lehrerin „zu fett“ genannt. Immer wieder bekommt sie zu hören, dass sie „zu klein“ fürs Ballett ist, „zu breite Muskeln hat“ und, „dass sie lieber gleich aufhören sollte“. Mit 14 reduziert sie ihr Essen auf einen Joghurt und einen Apfel am Tag – all das, um dünn genug zu sein. Zum Glück schafft die heute 17-Jährige den Weg raus aus diesem krankhaften Essverhalten. Trotzdem ist sie streng zu sich selbst. Kein Brot, kein Reis, keine Nudeln. „Das ist mir das Ballett wert“, erklärt sie mir, als ich sie besorgt ansehe. Spätestens nach Sabrinas Erzählungen wird klar: Die Ballettschule ist ein hartes Pflaster, man muss sich im wahrsten Sinne des Wortes eine dicke Haut zu legen. „Es ist auch schon passiert, dass ich geblutet habe, weil mir eine Lehrerin ihre Fingernägel zu fest in die Arme gedrückt hat.“

Die 17-Jährige steht unter Druck, nicht nur wegen der Disziplin, die ihr Traum ihr abverlangt. Einerseits hat sie aufgrund ihrer Größe, die sie als „schlechtes Los“ bezeichnet, mit Vorurteilen zu kämpfen. Manche ihrer Mitschülerinnen belächeln sie, dass sie trotzdem Ballerina werden möchte. Zudem ist es Alltag, dass TänzerInnen nicht essen und rauchen, um ihren Hunger zu dämpfen. „Ein Mädchen wurde magersüchtig“, erinnert sie sich. „Es ging so weit, dass sie wochenlang ins Krankenhaus musste.“ Neben diesen Schwierigkeiten, setzt sie auch der finanzielle Aspekt unter Druck. Ihre Ausbildung kostet etwa 1000 Euro im Monat. Ihre Mutter ist alleinerziehend, ohne die Unterstützung ihrer Großeltern wäre vieles nicht möglich gewesen. „Mama macht mir nie Vorwürfe, aber ich weiß, dass mein Ballett eine große finanzielle Belastung für uns ist.“ Deswegen trainiert sie sieben Tage die Woche insgesamt etwa 35 Stunden – manchmal auch mehr.

Bei so 35 Trainingsstunden pro Woche bleibt nicht viel Freizeit, immerhin muss sie auch für die Schule lernen. „Am Wochenende habe ich selten frei, weil ich jede Minute nutze, um zu trainieren“, erzählt sie mir. Menschen, die sich nicht mit Ballett beschäftigen, verstehen oft nicht, wie viel Herzblut und Schweiß in eine Tanzkarriere gesteckt wird. „Ich hüpfe nicht nur dumm herum, das ist harte Arbeit“, so Sabrina. Es stört sie, dass nur wenige Verständnis dafür haben. Oft wird sie gefragt, ob sie denn keine Angst habe, etwas zu verpassen. Auch ich stelle ihr diese Frage. „Ich glaube nicht“, antwortet sie wahrheitsgetreu. „Ich habe natürlich auch ein Leben,  das mich glücklich macht. Es ist nur ein anderes, als es die meisten Jugendlichen Alter haben.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.