JULIA.

„Ich denke, es ist Zeit, dass wir Frauen uns selbst definieren. In jedem Bereich. Wir wissen doch inzwischen längst, wie Werbung, Mode, Medien, Politik und Religion uns prägen. Bilder und Regeln werden vorgegeben und wir alle verhalten uns dazu. Das betrifft soziale Normen, Moral  genauso wie das (heutige) Schönheitsideal der Frau  –  kurz: Position und Wert in unserer Gesellschaft.

Tatsächlich sind all diese Regeln und Werte jedoch willkürlich. Und außerdem seit Jahrhunderten männlich gezeichnet. Politik, Religion, Medien und Unterhaltungsindustrie basieren auf überwiegend männlichen Strukturen und Entscheidungen. Und somit ist es für Frauen eine spezielle Herausforderung, „das Eigene“ zu entdecken, zu entscheiden und zu leben. Und eben immer noch mit Kampf verbunden. Sei es der Kampf um das Wahlrecht, die Schließung des Pay Gap oder um Wertgleichheit und Gleichberechtigung der Mädchen gegenüber den Burschen in vielen Ländern dieser Welt.

Vergleichsweise wirkt eines der größten Probleme der Mädchen und Frauen in der europäischen und amerikanischen (…) Welt, das Schönheitsideal, nahezu banal. Und dennoch ist es nicht harmlos. Weil es ein mächtiges Werkzeug ist, Mädchen und Frauen erstens unsicher zu halten und zweitens ihren Wert auf das Aussehen zu reduzieren. Somit bleibt ungeheuer viel weibliche Intelligenz, Kompetenz und Kraft ungenutzt und ungelebt.

Wir Frauen müssen lernen, selbst zu entscheiden, was wir schön finden, welche Kleidergröße gesund ist und ob wir der Welt nur unser geschminktes Bild zumuten wollen oder doch auch unser natürliches Gesicht zeigen. Sodass wir aufhören können, uns für den eigenen Körper zu schämen oder das Alter zu fürchten. Außerdem müssen wir selbst entscheiden, wieviel Gewicht wir diesem Thema einräumen und herausfinden, worum unser Leben wirklich kreisen soll. Vielleicht haben wir dann zusätzliche Kapazitäten frei, uns zum Beispiel für Gleichberechtigung am Arbeitsplatz einzusetzen, um die Rolle der Mütter zu überdenken, Beziehungsmodelle neu zu finden und unseren Töchtern (weltweit) besseren Schutz bieten zu können.“

Jede Frau ist auf ihre eigene innere Stimme angewiesen und muss selbst wählen (können) wer sie ist und wie sie sein möchte. Geschminkt oder ungeschminkt. Hijab, Burka oder offene Haare. Hausfrau, Karrierefrau oder beides. Kinder oder keine Kinder.  In Beziehung oder Single. …

Wichtig scheint mir, dass uns bewusst ist, auf welcher Basis wir Entscheidungen treffen. Und dass wir immer öfter versuchen, uns auf die wirklich eigene Meinung und das eigene Gefühl zu verlassen und uns trauen, auch danach zu handeln. Frau sein, wie ICH Frau sein will. Und das ist gar nicht so einfach.Wir definieren, was es bedeutet Frau zu sein. Wenn wir es wagen, wird die Welt mitziehen.“

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