JAQUELINE.

„Als junges Mädchen in eine Welt zu fallen, die nicht nur deine Bedeutung hinterfragt, sondern immer wieder eine Berechtigung für den Platz, den du einnimmst, fordert ist schwer. Ich habe lange gebraucht, um herauszufinden, dass niemand kommt und mich an der Hand nimmt, um mir zu zeigen wie es geht, sich zu platzieren, eine Definition der eigenen Persönlichkeit zu finden. Etwas, das mehr ist, als die Berührungen und Farben, die andere auf dir hinterlassen. Wenn ich traurig bin, dann weine ich auch in der U-Bahn und lasse mir von niemandem mehr sagen, ich soll mich mal zusammenreißen. Wenn ich glücklich bin, dann lache ich mit meinen schiefen Zähnen und seltsamen Geräuschen, bis der Putz auf den Wänden zu vibrieren beginnt, unabhängig davon, ob das hübsch aussieht oder nicht. Es gibt keine zugewiesene Schutzzone, in der man sich ausprobieren und wachsen kann, entweder du bist präsent, oder wirst verschluckt. Ich hab mich dazu entschieden anwesend zu sein und alles mitzunehmen, was möglich ist. Das ist eine bewusste Entscheidung, die ich jeden Tag auf’s Neue treffen muss und mir nicht immer gelingt. Und genau das ist Teil des Weges eine starke Frau zu werden.

‚If you feel good, you look good, but it doesn’t always work the other way around.‘ (Ian Thomas, I Wrote This For You) Ich hab mich immer wie die hässliche, dicke Freundin gefühlt. Wie ein Kompromiss, den man macht um eine Quote zu erfüllen. Gerade als Teenager war ich am Anfang der Pubertät sehr zurückhaltend, hatte Angst aufzufallen. Als ich dann eine Nische in einer Jugendgruppierung fand, kehrte ich das ins Gegenteil. Ich übertrieb, wollte meine Nachteile durch viel schwarzes Make up um die Augen übermalen, dachte, wenn ich laut genug bin, lenkt das von meinem Aussehen ab. Es hat lange gebraucht, bis ich an den Punkt kam, wo ich feststellte, dass es schlicht unwichtig ist. Aussehen ist eine Hülle, die variiert, die sich schnell verändern lässt. Gleichzeitig ist es etwas, das so offensichtlich ist und sich weder durch verstecken, noch durch überzeichnen unsichtbar machen lässt. Ich bin zur Ruhe gekommen, weil mein erster Gedanke, wenn ich jemanden kennen lerne nicht mehr die Frage ist, ob ich gut aussehe, sondern wie die Chemie und Dynamik wirkt. Trotzdem finde ich wichtig, dass man sich selbst feiert, schöne Kleider kauft, sich schminkt, wenn man möchte. Doch nicht mehr, weil Attraktivität die einzige Eintrittskarte ins Glück ist. Ganz im Gegenteil. Wer an diesem Leben teilnimmt, sich auf das Hässliche und Schöne einlässt und sich Menschen öffnet, strahlt automatisch eine Schönheit aus, die durch kein Beautyprodukt zu erlangen ist.“

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